Als wir uns zur Jugendvesperbesprechung bei mir zu Hause trafen
und überlegten, was junge Menschen so bedrückt, was ihnen wichtig ist,
kreisten meine Gedanken immer um einen jungen Mann,
der uns sehr wichtig und wertvoll geworden ist.

2005, während der Vorbereitungstage zum WJT, hatten wir 15 Gäste
aus Spanien zu Besuch in Monheim.Jesus und Jose, damals 16 Jahre jung,
wohnten in unserer Familie.
Mit Jesus war es Liebe auf den ersten Blick. 1 Mill. Menschen kamen zum WJT
und er kam zu uns – ein Geschenk Gottes für uns und für ihn.

Im Juli 2007 schrieb Jesus sein Abitur und hat es nicht bestanden.
Er war endlos verzweifelt, da seine Eltern – beide Lehrer, ihm sehr zusetzten.
Er durfte weder mit uns chatten, noch an sein Handy. Von einem Internetcafe aus
schrieb er mir ein sehr verzweifeltes Mail.
Ich hab ihm dann in einer Sms geantwortet, dass Gott uns sicher im Himmel nicht
nach unseren Noten beurteilt, sondern nach der Liebe, die wir den Menschen schenken,
nach unserem Gutsein und, dass ich weiß, was für eine große Liebe er in seinem Herzen hat.

Diese Sms hat ihm so endlos gut getan, die Erkenntnis: Gott mag mich …. trotzdem.

Unser Thema für die Jugendvesper stand fest.

Pfr. Reinhard Stadler sagte ganz spontan:
Da passt nur ein Psalm, nämlich Psalm 139, den ich euch heute vorstellen darf.

Als ich die Einführung für diesen Psalm vorbereitete, erschreckten mich zuerst mal
die 22 Verse. Der ist ja endlos lang, dachte ich mir.
Als ich zu lesen begann, war ich Reinhard sehr dankbar für dieses wunderschöne Gebet
des Königs David. 22 Verse – jeder Vers ein Geschenk, schon der Beginn:

Herr, du kennst mein Herz, bei dir bin ich geborgen.
Egal wie schwierig mein Leben ist, welche Probleme ich habe, zu dir Herr kann ich
immer kommen, dir kann ich vertrauen, du weißt alles von mir. Du kennst mein Herz,
egal was die anderen Menschen über mich sagen oder denken.

Du hast mich geschaffen, mich gewoben im Schoss meiner Mutter.
Ich bin also kein Zufall.
Ich bin von Anfang an Leben, bin kein Zellgewebe, das wertlos ist und weggeworfen
werden kann.
Ich bin gewollt und geliebt – von dir Gott, egal wie ich aussehe, wie ich bin, welche
Noten ich schreibe, welchen Beruf ich habe.
Ich bin einzigartig, wunderbar für DICH – gibt es etwas Wichtigeres?

Du weißt alles von mir – jedes Wort auf meiner Zunge kennst du.
Eigentlich müsste mir das ja Angst machen,
denn wie oft kommen mir schlechte Gedanken in den Sinn,
sage ich boshafte Worte,
verletze den anderen –
und du o Gott, du weißt ALLES von mir.

Aber:
Auch dort wird deine Hand mich ergreifen.
- um mir zu helfen,
- um mir deine Liebe und Nähe zu zeigen,
- um mich, und mein Leben zu ändern.

Oft aber o Herr,
sind deine Gedanken für mich schwierig…
- wenn ich mir meinen Weg wieder mal anders vorstelle,
- wenn eine Krankheit mein Leben verändert,
- wenn Nächstenliebe wieder mal so schwer ist,
- wenn ich mir so wichtig und groß vorkomme…

Sieh her o Gott, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt.
Leite du mich auf dem altbewährten Weg.

Ja, Herr,eigentlich weiß ich, wie viele Fehler ich habe und wie sehr ich dich und die
Menschen oft verletzte durch mein Verhalten.
Aber wie gerne vergesse ich dies,
verdränge ich alle Schuld.
Doch, ich weiß auch, dass du auf mich schaust und,
dass du mir jeden Augenblick die Chance gibst,
neu zu beginnen,
mein ganzes Leben in deine Hände zu legen,
denn:

Du kennst mein Herz, bei dir bin ich geborgen.